Warum überhaupt Satelliten-Direktempfang?

  • Es gibt derzeit vier verschiedene Wege, die klassischen Fernseh- und Radioprogramme zu empfangen:
  • Satelliten-Direktempfang, also Empfang mittels Satellitenschüssel (DVB-S und DVB-S2)
  • Terrestrik, also Empfang über Zimmer- oder Hausantenne (DVB-T, DVB-T2, UKW und DAB plus)
  • Kabelfernsehen (DVB-C, PAL und UKW)
  • Internet-Fernsehen und -Radio (IPTV und Radiostreams)

Erstaunlich viele Leute haben sich noch nie mit der Frage des Empfangsweges beschäftigt; sie benutzen einfach das, was in ihrer Wohnung bei Einzug vorhanden war oder was der Elektriker ihnen ungefragt eingebaut hat. Es soll sogar Menschen geben, die nicht einmal wissen, auf welchem Weg ihr Fernsehprogramm ins Haus kommt.
Die Komplettanbieter (Kabel- und Telefongesellschaften) sind mit ihren schwammig formulierten Werbungen auch nicht gerade hilfreich. Es drängt sich der Eindruck auf, die Kunden sollten bewusst dumm gehalten werden, damit man sie leichter über den Tisch ziehen kann. Umso wichtiger ist unabhängige Information.

Jeder der Empfangswege hat technische Vor- und Nachteile. Wichtiger als die Technik sind jedoch das Angebot an freien Sendern und die für den Empfang entstehenden Gesamtkosten. Diese Dinge unterscheiden sich stark von Land zu Land.

In Deutschland ist der Satelliten-Direktempfang schon seit vielen Jahren der Empfangsweg mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis – zumindest für die Ausstattung von Neubauten. Auch ein nachträglicher Umstieg auf Satellitenempfang rechnet sich in vielen Fällen; hier spielt jedoch eine große Rolle, wie umfangreich die benötigte Empfangsanlage ist, wer sie montiert und zu welchem Preis. Heimwerker, die alles selber machen, sind naturgemäß im Vorteil.

Satelliten-Direktempfang lässt dem Nutzer auch am meisten Freiheit, wenn es um die Fähigkeiten der Empfangsanlage, die Auswahl spezieller Sender und die Wahl des Empfangsgerätes geht. Der Nachteil dieser Freiheit ist, dass es keinen Komplettanbieter gibt, der dem unerfahrenen Kunden ein fertig konfiguriertes Empfangsgerät ins Wohnzimmer stellt und für dessen Funktion einsteht. Satellitenempfang verlangt nach dem mündigen Zuschauer, der sich selbstständig über die Möglichkeiten informiert. Aus diesem Grund gibt es z. B. diese Internetseite.

Vor- und Nachteile der einzelnen Empfangswege

Über Satellit bekommt man ohne Anmeldung und ohne monatliche Gebühr über 60 deutschsprachige Fernsehsender in digitaler Standardqualität ins Haus (wobei die zahlreichen Regionalversionen und Werbetafel-Sender noch gar nicht mitgezählt sind). Dazu gibt es die öffentlich-rechtlichen Sender in HD-Qualität und eine Vielzahl von Radioprogrammen. Mit entsprechender Erweiterung der Empfangsanlage kommen noch viele fremdsprachige Sender hinzu.
Für den Empfang der Privatsender in HD-Qualität („HD Plus“) muss man leider eine Jahresgebühr bezahlen und mit diversen Einschränkungen leben, aber diese Option dürfte für die meisten Zuschauer entbehrlich sein; in Standardqualität sind ja dieselben Sender bisher unverschlüsselt zu sehen. Ferner gibt es über Satellit auch echtes Pay-TV (Sky), das naturgemäß verschlüsselt und gebührenpflichtig ist.

Die Programmauswahl deutschsprachiger Sender über das digitale Kabelfernsehen (DVB-C) ist etwas geringer und kostet zudem monatliche Gebühren. Das stärkste Argument gegen das Kabelfernsehen, nämlich die „Grundverschlüsselung“ der Privatsender in Standardqualität, wurde den großen Sendergruppen RTL und Sat1/Pro7 inzwischen vom Bundeskartellamt untersagt – was das digitale Kabelfernsehen wieder ein Stück attraktiver macht als noch vor ein paar Jahren. Auch weitere Privatsender haben aus Gründen der Chancengleichheit nachgezogen. Der größte Nachteil gegenüber dem Satellitenempfang fällt damit weg. Man kann jetzt also endlich die eingebauten DVB-C-Tuner der Fernsehgeräte ohne Einschränkungen nutzen und muss sich nicht mehr vom Kabelanbieter eine Extra-Box oder ein CI-Plus-Modul nebst Mietvertrag aufschwatzen lassen.
Im Kabel nach wie vor nur verschlüsselt und nur gegen Zusatzgebühr zu empfangen sind jedoch viele ausländische Sender – darunter sogar solche, die via Satellit frei empfangbar sind. (Und manche ausländische Sender, die der Privatmann via Satellit frei empfangen kann, dürfen die Kabelanbieter schon rein rechtlich nicht einspeisen.) Auch für Privatsender in HD-Qualität muss man im Kabel extra zahlen, aber das ist ja via Satellit genauso.
Nebenbei wird über das Fernsehkabel noch Radio nach dem analogen UKW-Standard übertragen; digitales Radio über DVB-C ist ebenfalls möglich, wird aber nur in geringem Umfang angeboten.
Bei „Technik-Muffeln“ noch erstaunlich beliebt war lange Zeit das antiquierte Analog-Fernsehen nach PAL-Norm – obwohl es auf großen Flachbildschirmen qualitativ kaum noch zumutbar war. Inzwischen sind seine Tage gezählt: Einige deutsche Kabelanbieter haben die analoge Ausstrahlung schon beendet, die Übrigen haben zumindest feste Abschalttermine für jede Region festgesetzt. Kabelfernsehen war ja bisher der einzige der vier Empfangswege, wo es überhaupt noch eine analoge Fernsehausstrahlung gab. Wenn mal der letzte Kabelanbieter das analoge Angebot abgeschaltet hat, wird es Analogempfang nach PAL-Norm nur noch in Nischenbereichen geben (z. B. privat betriebene Kanalaufbereitungen, die noch analoge Module verwenden).

Dann gibt es den DVB-T-Empfang über Antenne: In wenigen Ballungsräumen, wo das Programmangebot ausgewogen war, konnte er früher eine preiswerte Alternative zu Kabel und Satellit sein. Inzwischen gilt das nur noch mit Einschränkungen.
Bis Herbst 2018 wird die Sendenorm regionenweise auf DVB-T2 mit H.265-Komprimierung umgestellt; in den Ballungszentren ist die Umstellung schon seit 2017 angelaufen. Das hat zunächst den Vorteil, dass die Ausstrahlung in HD-Qualität erfolgt. Allerdings werden für DVB-T2 neue Empfangsgeräte benötigt (externe Receiver oder ganz neue Fernseher mit entsprechend ausgerüsteten DVB-T2-Tunern). Außerdem fällt in den Ballungszentren, wo es bisher möglich war, der gebührenfreie Empfang der Privatsender weg; diese gibt es dann zwar in HD-Qualität, aber nur noch verschlüsselt gegen eine monatliche Gebühr. Frei empfangen kann man nach der Umstellung also nur noch die Öffentlich-Rechtlichen. (In vielen ländlichen Regionen war DVB-T ja bisher schon auf öffentlich-rechtliche Sender beschränkt.)
Terrestrisches Radio in Deutschland arbeitet meist noch nach dem analogen UKW-Standard. Seit geraumer Zeit hat der Umstieg auf den digitalen Standard „DAB plus“ begonnen, aber die UKW-Sender werden sicher noch einige Jahre weiterbestehen. Digitales Radio über DVB-T ist zwar technisch auch möglich, wird aber in Deutschland kaum praktiziert.

Und noch ein vierter Empfangsweg ist in den letzten Jahren hinzugekommen: Fernsehen via Internet (IPTV), wie es vor allem von Telefongesellschaften als Zusatz zu Internet-Verträgen angeboten wird. Es ergänzt die VoD-Angebote („Video on Demand“, z. B. Online-Videotheken und Mediatheken) um die Möglichkeit der Live-Ausstrahlung. Kostenlose Fernseh-Livestreams sind bislang eher selten; das hat meist urheberrechtliche Gründe. Neben gebührenpflichtigen IPTV-Komplettangeboten gibt es eine Vielzahl kostenloser Radio-Streams, die mit Computern oder speziellen Empfangsgeräten gespielt werden können; dazu ist keine Anmeldung erforderlich, und auch der Bandbreitenbedarf ist nach heutigen Maßstäben gering.
Auf lange Sicht könnten IPTV und VoD das Kabelfernsehen und sogar einen Teil des Satellitenempfangs ablösen. Man darf davon ausgehen, dass das Fernsehen der Zukunft nur noch dort linear gesendet wird, wo es sinnvoll und nötig ist (z. B. Live-Übertragungen von großen Ereignissen). Der Rest wird „auf Abruf“ jederzeit bereitstehen; es gibt ja dann keinen technischen Grund mehr, warum man Reportagen, Filme oder Fernsehserien immer zu einer festgelegten Zeit anschauen müsste.
IPTV steht und fällt jedoch mit der verfügbaren Internet-Bandbreite und der dahinterstehenden Netz-Infrastruktur. Für Familien mit mehreren Fernsehgeräten sind die heutigen Angebote noch keine gute Alternative, da jede einzelne Empfangsbox gebührenpflichtig gebucht werden muss und im Betrieb zusätzliche Bandbreite kostet. Auch leidet IPTV noch an der linearen Grundstruktur des Fernsehens; es wird noch alles linear ausgestrahlt, obwohl viele Sendungen besser im VoD-Angebot aufgehoben wäre. Das wird sich erst ändern, wenn einmal flächendeckend schnelle Glasfaserleitungen zur Verfügung stehen und die Fernsehanbieter ihre Angebote neu strukturiert haben.

Ist Sat-Empfang komplizierter als Kabelfernsehen?

Leider hat der Satelliten-Direktempfang immer noch den Ruf, kompliziert zu sein, während das Kabelfernsehen als besonders narrensicher gilt. Diese veraltete Einschätzung geht zurück auf die Zeit des Analog-Empfangs: Der analoge Kabelempfang war dank überschaubarer Programmauswahl und integrierter Kabeltuner immer sehr einfach, während Satellitenzuschauer sich mit Zusatzgeräten (Receivern) und deren zusätzlichen Fernbedienungen herumschlagen mussten. Auch das Aufnehmen von Sendungen war mit den analogen Kabeltunern der VHS-Recorder und DVD-Recorder sehr simpel und unabhängig, während Satellitenzuschauer nur über Receiver und den AV-Eingang des Recorders aufnehmen konnten – was besonders für programmierte Aufnahmen ein erheblicher Nachteil war.

Im Digitalzeitalter hat sich der Bedienkomfort von Kabel, Satellit und Terrestrik angeglichen: Moderne Fernsehgeräte haben DVB-Tuner für Kabel-, Antennen- und Satellitenempfang schon eingebaut; für ältere Fernsehgeräte braucht man Settop-Boxen (Receiver) – egal, welchen Empfangsweg man nutzt. Aufnehmen kann man digitales Fernsehen auf eine integrierte Festplatte des Receivers oder auf USB-Medien; dazu sind nicht einmal zusätzliche Geräte nötig.

Für Satellitenempfang wird eine Empfangsanlage (Schüssel, LNB, Multischalter etc.) benötigt, deren Installation zweifellos etwas aufwendiger ist als die Verteilung eines Kabelfernseh-Signals; da geht es aber um eine einmalige Anschaffung, die sich in den meisten Fällen langfristig rechnet.
Praktische Vorteile im täglichen Betrieb hat das Kabelfernsehen gegenüber Satellit allenfalls noch beim analogen PAL-Empfang mit uralten Fernsehgeräten – aber selbst diese Möglichkeit fällt durch den Analog-Ausstieg der Kabelanbieter nun weg. Sobald man auf Digitalempfang umsteigt, gibt es aus Sicht des Benutzers also keinen spürbaren Unterschied mehr zwischen Satellit, Kabel und Antenne.

Welchen Empfangsweg für Neubauten wählen?

Wer ein neues Haus plant, muss für 100 Jahre und mehr vorausdenken. Aber niemand kann genau vorhersagen, wie sich der Fernsehmarkt in Zukunft entwickelt. Nach heutigem Stand hat, wie schon gesagt, der Satellitenempfang das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aller Empfangswege – und ist daher eine klare Empfehlung für die „Erstausrüstung“. Aber vielleicht wird ja irgendwann der Satellitenempfang unattraktiv und das Kabelfernsehen wieder attraktiver? Oder beides wird uninteressant, weil Glasfaser-Internetzugänge mit ihren grenzenlosen Möglichkeiten das Fernsehen in seiner heutigen Form überflüssig machen?

Zu den absehbaren Entwicklungen gehört die wieder zunehmende Bedeutung drahtgebundener Kommunikationswege in Häusern, weil die Frequenzen für drahtlose Datenübertragung begrenzt sind; schon heute droht in dicht bewohnten Umgebungen Frequenzknappheit (z. B. die WLAN-Netze von Nachbarn können sich gegenseitig stören). Hinzu kommt die Angst vieler Bürger vor steigender Strahlenbelastung. Eine großzügige Ausstattung mit Kommunikationskabeln und Leerrohren ist also für jeden Neubau wichtig – damit auch in Zukunft alles Stationäre (d. h. alles, was nicht seinem Wesen nach drahtlos sein muss), drahtgebunden abgewickelt werden kann.
Im Idealfall kommt irgendwann die Zeit, wo es genügt, ein einziges dünnes Glasfaser-Kabel im Haus zu verteilen, das dann neben den bekannten Internetanwendungen auch jede Form von (Bild-)Telefondiensten ermöglicht und alle bisherigen Konsummedien überträgt. Aber das ist die Zukunft, und noch leben wir in der Gegenwart. Noch können wir keine Leitungen verlegen, deren Spezifikationen erst in vielen Jahren festgesetzt werden.

Das Beste, was man heute beim Planen eines Neubaus tun kann: nicht zu glauben, der Status Quo sei das Maß der Dinge, und man habe mit einer guten Empfangsanlage für die kommenden Jahrzehnte vorgesorgt. Das mag in den Anfangsjahren der Bundesrepublik noch möglich gewesen sein, aber die technische Weiterentwicklung hat sich seither immer mehr beschleunigt.

Ganz konkret spricht das für den Aufbau einer großzügigen sternförmigen Fernsehverteilung aus Koaxialkabeln (z. B. 4 Anschlüsse pro Wohnung, für größere Wohnungen auch mehr), ausgehend von einem zentralen Punkt im Keller. So eine Sternverkabelung kann man später wahlweise für Satelliten-Direktempfang, Kabelfernsehen oder terrestrische Ausstrahlung verwenden. Es ist sogar ein flexibler Mischbetrieb möglich, z. B. wenn einige Mieter lieber Kabelfernsehen haben möchten und andere sich lieber an die Gemeinschafts-Satellitenanlage anschließen.
Zusätzlich zu empfehlen ist ein ebenfalls großzügig angelegtes, sternförmiges Computernetzwerk aus LAN-Kabeln; es wäre kurzsichtig, dies mit Blick auf Techniken wie WLAN oder PowerLAN zu vernachlässigen.
Und dabei sollten entweder alle Kabel in Leerrohren verlegt sein (so dass man sie später mal durch modernere Kabel ersetzen kann), oder es müssen zusätzlich zu den lose verlegten Kabeln genügend dicke Leerrohre für spätere Erweiterungen vorgesehen werden.

So ein „vorausschauendes Bauen“ kostet jetzt etwas mehr Geld (z. B. ist die Unterputz-Verlegung dicker Leerrohre teurer als das Verlegen von Kabeln direkt im Putz), aber es macht sich langfristig ganz bestimmt bezahlt.